Wie bereits in den letzten Wochen zu sehen, herrscht am Finanzmarkt auch im November 2014 eine Seitwärtstendenz bei der Zinsentwicklung vor. Zinsanhebungen werden auch weiterhin von der Mehrzahl der Marktteilnehmer nicht erwartet. Die Entwicklungen an den Märkten in Europa dürften die Europäische Zentralbank (EZB) kaum zu Aktionismus in Richtung Zinsanhebung bewegen. Da nach unten die Zinsen bereits kaum noch Spielraum haben, kann allerdings auch nicht davon ausgegangen werden, dass größere Zinssenkungen eintreffen. Die konjunkturellen Sorgen herrschen noch immer vor, auch wenn die Entwicklung in Deutschland sich langsam aufzuhellen scheint. Die EZB belässt daher derzeit die aktuellen Zinsniveauvorgaben und beobachtet die Entwicklung weiterhin sehr genau.
„Strafzinsen“ verunsichern viele Bürger
Was hingegen beobachtet werden kann und bei vielen Bürgen für Verunsicherung sorgt: Es werden zunehmend sogenannte „Strafzinsen“ für größere Guthaben (z. B. von institutioneller Seite) auf Bankkonten von den Geldhäusern verlangt. Für den privaten Sparer hat diese Entwicklung jedoch derzeit wenig Bedenkliches, denn für dessen Einlagen kann im schlimmsten Fall aktuell lediglich mit keinen oder minimalsten Zinserträgen gerechnet werden. Eine Entwicklung ins Negative (d .h. Zahlungen von Kundenseite an das Kreditinstitut für die eingezahlten Guthaben) kann aber vorerst ausgeschlossen werden. Ebenso wird es freilich keine Bauzinsen geben, die dem Kunden für die Aufnahme eines Kredites „gutgeschrieben“ werden. Der Finanzmarkt wird nicht auf den Kopf gestellt, auch wenn dies derzeit für viele Laien teils so aussehen mag. In punkto Bauzinsen ist nach Meinung der meisten Fachleute mit aktuell beispielsweise Sollzinsen in Höhe von ca. 1,08 % für 5-jährige Zinsbindungen und ca. 2,5 % für 30-jährige Zinsbindungen der Boden so gut wie erreicht.
Engagement der EZB auf dem Sekundärmarkt weiterhin stark
Die EZB bleibt weiterhin bei ihren teils stark engagierten Käufen von Kreditanleihen und Pfandbriefen auf dem Sekundärmarkt, um so weitere Entlastung für die europäischen Banken zu generieren. Die Liquiditätsrisiken sollen so minimiert werden. In Bezug auf die Kreditvergaben ist ein Rückgang der Darlehensnachfrage zu verzeichnen – die Maßnahmen der EZB zielen also auch darauf ab, dass eine neue Motivation für Investoren geschaffen wird, doch wieder Kredite nachzufragen. Durch billiges bzw. fast kostenloses Geld, welches sich die Geschäftsbanken bei der EZB besorgen können und die Verminderung von Liquiditätsrisiken sollen noch einmal Kreditanreize geschaffen werden, was besonders für die noch immer in Schwierigkeiten steckenden Länder Südeuropas Auftrieb bereiten soll. Auf dem deutschen Immobilienmarkt hingegen dürften sich diese Maßnahmen nach Einschätzung vieler Fachleute entweder gar nicht oder nur minimal auswirken.
Langfristiger Ausblick ebenfalls gleichbleibend
Die Entwicklung der Zinsen auf längere Sicht wird entscheidend von den weiteren Maßnahmen der EZB beeinflusst, welche nach heutigem Stand nicht abschätzbar sind. Zu unsicher sind derzeit die wirtschaftlichen Aussichten in Südeuropa, die psychologischen Einflüsse und die konjunkturelle Entwicklung in den wichtigsten Volkswirtschaften Europas. In den nächsten Monaten wird sich ein Trend ergeben – doch was sich dann und in welcher Stärke abzeichnet, kann heute niemand vorhersagen. Als Rat für derzeitige Immobilienkreditinteressenten kann deshalb nur die Empfehlung gegeben werden, dass am besten in Ruhe und mit ausgiebigem Vergleich der Anbieter gehandelt werden sollte. Kurz- und mittelfristig werden sich die Bauzinsen kaum bewegen, was dem Interessenten genügend Zeit für einen detaillierten Analyse- und Selektionsprozess lässt.