
Vergleichsportale wie Verivox zeigen mit ihren Erhebungen, was sich wesentlich bei den Sparzinsen verändert hat: die Vorzeichen. Eine neue Runde läutete vor einigen Wochen die PSD Bank Rhein-Ruhr ein. Ein Prozent verlangt die Bank für Einlagen auf ihr Tagesgeldkonto ab einem Guthaben von 500.000 Euro und 0,50 Prozent ab 100.000 Euro. Inzwischen haben rund 300 Banken auf ihren Websites Negativzinsen veröffentlicht. Das bedeutet bei einer Inflationsrate von 2,5 Prozent, von der Experten mittelfristig ausgehen, eine zusätzliche Geldentwertung bei den konservativen Sparformen. Wenn aus Pluszinsen Minuszinsen werden, müssen selbst konservative Geldanleger umdenken. Welche Alternativen bieten sich also für den eher konservativen Anleger an?
Geldanlage streuen und aufteilen
Die Pleite der Greensill-Bank hat zuletzt bewiesen, wie wichtig die Streuung von Geldanlagen ist. Alle Privatanleger mit einem Guthaben von bis zu 100.000 Euro wurden nach wenigen Wochen durch den Einlagensicherungsfonds entschädigt. Beim anhaltenden Niedrigzinsniveau erhält das Thema Aufteilung selbst im Ruhestandsalter eine neue Bedeutung. Die alte Regel, im Rentenalter das gesamte Geldvermögen in Sparkonten umzuschichten, gilt nicht mehr. Wer der schleichenden Geldentwertung entgegentreten will, handelt eher nach dem Grundsatz: Aktienanteil 100 minus Alter.
Alternativen für konservative Anleger
Der erste Schritt ist die Information über alternative Anlageformen. Sollen die Themen Sicherheit und niedrige Volatilität weiterhin Priorität behalten, bieten sich folgende Möglichkeiten:
Tagesgeld: es gibt noch Zinsen
Um ein Tagesgeld zu eröffnen, bedarf es mittlerweile einer immer umfangreicheren Suche. Die gute Nachricht: Es gibt weiterhin Zinsen. In der Vergangenheit kontinuierlich überdurchschnittlich hohe Zinsen für Tagesgeld bieten:
- Leaseplan Bank aus den Niederlanden mit aktuell 0,20 % p. a. (Stand 12.04.2021)
- Nordax Bank aus Schweden über das Portal Weltsparen mit aktuell 0,21 % p. a. (Stand 12.04.2021)
- Bigbank aus Estland mit aktuell 0,40 % p. a. (Stand 12.04.2021)
Thema Sicherheit: Alle drei Angebote sind durch die Einlagensicherungsfonds der jeweiligen Länder gemäß den EU-Regelungen für private Sparer bis zu 100.000 Euro abgesichert.
Festgeld: im Ausland auf das Ranking achten
Die Anlagemöglichkeiten bei Festgeldern wurden in den letzten Jahren durch die Vermittlungsplattformen bestimmt. Die Abwicklung erfolgt über eine durchleitende Bank und landet somit niemals auf Konten der Vermittler. Je nach Laufzeit sind aktuell Zinsen für Festgeldanlagen bis zu 1,50 Prozent möglich (Stand April 2021).
Wird der Abschluss direkt bei den Instituten bevorzugt, bietet sich beispielsweise die Leaseplan-Bank mit Festgeldern bis zu 0,95 Prozent an. Ebenso überzeugend ist die kleine Bigbank aus Estland mit überdurchschnittlich hohen Zinsen für Festgelder. Bei den angebotenen Laufzeiten von bis zu 10 Jahren betragen die Zinsen bei der längsten Laufzeit 1,50 Prozent (Stand 12.04.2021).
Wer auf Sicherheit baut, verlässt sich nicht alleine auf den Einlagensicherungsfonds. Daher zur Orientierung die Ratings der Länder, aus denen die hier aufgeführten Beispiele stammen:
- Niederlande (AAA)
- Schweden (AAA)
- Estland (AA-)
Zum Vergleich hier die Länder, welche ebenfalls mit guten Ratings aufwarten:
- Deutschland (AAA)
- Luxemburg (AAA)
- Österreich (AA+)
- Norwegen (AAA)
- Frankreich (AA)
- Belgien (AA)
Fonds: Vermögensanlage mit überschaubaren Beträgen
Die Streuung des Vermögens gehört zu den Grundzügen der Anlage in Fonds. Professionelle Fondsmanager beschäftigen sich laufend mit Ankauf und Verkauf sowie der optimalen Zusammenstellung des Portfolios. Fonds, deren Sondervermögen aus weltweiten Standardtiteln bestand, erzielten in den letzten zehn Jahren eine Performance von rund 150 Prozent. Sicherheitsorientierten Anlegern muss jedoch klar sein: Solche Renditen lassen sich nur mit Aktien erreichen. Je weniger Volatilität angestrebt wird, umso eher ist die Wahl eines Fonds mit dem Schwerpunkt auf festverzinsliche Wertpapiere angebracht. Die gesunde Mitte bieten sogenannte Mischfonds, die eine optimale Mischung aus Aktien und festverzinslichen Wertpapieren anstreben. Mehr zum Thema Fonds.
ETFs: günstige Anlagemöglichkeiten für Anleger, die wissen, auf welche Märkte sie setzen wollen
Die Exchange Trades Funds sind börsengehandelte Indexfonds, die wegen ihrer niedrigen Kostenstruktur seit Jahren an Beliebtheit gewonnen haben. Das wesentliche Merkmal: Es wird ein konkreter Börsenindex nachgebildet und es gibt kein aktives Fondsmanagement. Das bedeutet: Der Anleger muss laufend selbstständig entscheiden, ob der Index für ihn weiterhin zukunftsorientiert ist.
Robo Advisor: Komfortlösung mit breiter Streuung
Bei dieser Anlageform entscheidet sich der Anleger lediglich für eine von mehreren Strategien, welche sich durch das mögliche Risiko unterscheiden. Ausführen von Orders übernimmt der Robo Advisor eigenständig, der dazu von kompetenten Teams mit entsprechenden Algorithmen programmiert wird. Gute Anbieter haben ihre Stressfähigkeit im Corona-Monat März 2020 bewiesen. Sie lagen mit etwa 20 Prozent deutlich unter dem 35 Prozent Einbruch des Leitindex DAX. Somit eine komfortable Möglichkeit, eine Vermögensanlage mit überschaubaren Beträgen ab etwa 1.000 Euro zu Gebühren von rund einem Prozent zu bekommen. Sicherheitsorientierte Anleger begrenzen ihren Aktienanteil auf zehn Prozent. Mehr zum Thema Robo Advisor.
Fazit: Augen auf und den Negativzinsen entgehen
Das Zinsniveau ist im Keller. Dies machen selbst die guten Angebote der Zinsplattformen für Tagesgelder und Festgelder im europäischen Ausland deutlich. Dennoch: Den Negativzinsen zu entgehen, funktioniert weiterhin problemlos. Die Mühe des Vergleichs von Angeboten wird durch Erträge statt Negativzinsen belohnt.