
Selbständige, Freiberufler und Arbeitgeber aller Firmengrößen benötigen individuellen Versicherungsschutz für die unterschiedlichen Gefahrenbereiche. Schäden können dabei innerhalb des Unternehmens (z.B. am Firmeninventar) oder bei anderen Firmen (durch das Verschulden des eigenen Unternehmens) auftreten – durch Mitarbeiter, Beauftragte oder durch sonstige Dritte.
Die diversen Versicherungsmöglichkeiten werden unter dem Begriff Gewerbeversicherung (oder auch Geschäftsversicherung, Betriebsversicherung, Firmenversicherung) zusammengefasst. Für die sinnvolle Gestaltung einer Absicherung muss jedoch zunächst der genaue Versicherungsbedarf ermittelt werden, damit eine finanziell tragbare Versicherungslösung mit der Absicherung der wichtigsten Schäden einhergeht.
Es wird prinzipell zwischen vier Arten von Risiken in Bezug auf die Firma und dessen Leitung unterschieden:
1. Risiken des Unternehmers:
- Krankheit
- Todesfall
- Berufsunfähigkeit
- Unfall
2. Schädigung des eigenen Vermögens:
- Einbruchdiebstahl
- Brandschäden
- Wasserschäden
- Betriebspause
- Defekt der Büroelektronik und Datenverlust
3. Schädigung Dritter:
- Haftung wegen Vertragsbruch (z. B. Ausfall eines Produkts)
- Haftung wegen gesetzlicher Ansprüche von Unbeteiligten (z. B. Verletzung eines Passanten)
- Haftung wegen Fehlberatung
4. Risiken der Mitarbeiter:
- Krankheit
- Todesfall
- Berufsunfähigkeit
- Unfall
- Altersvorsorge
Welche Risiken haben welchen Absicherungsbedarf?
Prinzipiell können 3 Bedeutungsebenen für den Absicherungsbedarf einer Gewerbeversicherung benannt werden, um eine möglichst einfache Einteilung für die notwendigen Absicherungen aufzustellen:
- Essentieller Absicherungsbedarf gegen existenzielle Risiken, wie beispielsweise eine Betriebshaftpflicht
- Mittlerer Absicherungsbedarf gegen Schäden mit möglicherweise hohen finanziellen Schäden
- Zusätzlicher Absicherungsbedarf gegen geringere Risiken, wie beispielsweise eine Transportversicherung
Diese 3 Bedeutungsebenen sind nur eine grobe Einteilung und in jedem Unternehmen individualisiert zu betrachten – denn die unterschiedlichen Anforderungen und Abläufe erfordern einen individuell zugeschnittenen Versicherungsbedarf. Dabei ist nicht nur die Unternehmensstruktur wichtig, sondern zu beachten sind auch der generelle Wirtschaftszweig und der Unternehmenszweck, die Umgebungsbedingungen und viele weitere Faktoren.
Wie kann die richtige Einteilung der Ebenen individuell erfolgen?
Die wichtigste Ebene in jedem Unternehmen stellt die Absicherung der existenziellen Risiken dar. Wird dies nicht oder nicht ausreichend bedacht, ist das Unternehmen in seinem gesamten oder teilweisen Fortbestand gefährdet. Zu berücksichtigende Risiken in dieser Ebene sind insbesondere Unfälle und Krankheit, sowie je nach Wirtschaftszweig notwendige Absicherungen über Betriebs- bzw. Berufshaftpflicht und die Absicherung durch Ansprüche aus Vermögensschäden. Daran anschließend gilt es, wichtige individuelle Versicherungen zu eruieren: Hierzu zählen Faktoren, welche das Unternehmen wirtschaftlich stark belasten könnten, wie z.B. Elementarschäden (u.a. durch Unwetter, Überflutung, Erdbeben, Blitzschlag etc.), Einbruch oder Diebstahl. Es gilt hierbei abzuwägen, wie stark die Gefährdung für das Unternehmen durch die genannten Risiken real ist und wie sehr die dafür notwendigen Versicherungen das Gesamtbudget belasten dürfen. Als letzten Schritt müssen weitere Versicherungen je nach individuellem Anstrich bzw. Unternehmenszweck geprüft werden: Bestimmte Schäden (z.B. Glasschäden in einem Unternehmen im Glaskomplex-Gebäude) können das Unternehmen in der Weise treffen, dass eine Absicherung sinnvoll erscheint. Allerdings sollte natürlich eine sinnvolle und vernünftige Abwägung der möglichen Schadenhöhe erfolgen, denn die Absicherung gegen alle möglichen Risiken ist kaum möglich und auch finanziell nicht tragbar.
Absicherung für Existenzgründer
Für Existenzgründer ist es oft besonders schwer, die richtigen und individuell notwendigen Absicherungen zu finden. Die finanzielle Leistungskraft ist meist stark eingeschränkt und es fehlt oft die Erfahrung im Umgang mit der Bewertung einer Gewerbeversicherung – zumal der Existenzgründer meist mit anderen Problemen zu kämpfen hat, die das Unternehmen an sich betreffen und seine volle Aufmerksamkeit fordern. Eine individuelle Berücksichtigung der geplanten Absicherungen sollte bereits im Geschäftsplan erfolgen, um eine möglichst realistische Konzeption zu erlangen. Eine unabhängige, fachgerechte Beratung ist unbedingt anzuraten, auch wegen möglicher Synergieeffekte von Kombiangeboten und dem individuellen Einbezug (oder Ausschluss) einzelner Risikofaktoren.
Welche Kosten müssen für den Abschluss einer Gewerbeversicherung einkalkuliert werden?
Die Versicherungsprämien richten sich nach Versicherungsumfang, Risikoeinschätzung, Unternehmensgröße, Branche und ggf. weiteren Kriterien. Viele Versicherer bieten Kombiprodukte oder sog. Leistungsbausteine an, welche vom Versicherungsnehmer zu einem für ihn sinnvollen Gesamtpaket kombiniert werden können. Hierzu bedarf es jedoch einer fachmännischen Einschätzung und einer entsprechenden Planung auf Basis eines fundierten Informationsfundus. Aufgrund der Vielseitigkeit und der notwendigen Individualität unterscheiden sich die zu entrichtenden Prämien erheblich und können nicht pauschalisiert werden.
Die Kündigung einer Gewerbeversicherung
Häufig beträgt die Kündigungsfrist einer Gewerbeversicherung 3 Monate zum jeweiligen Vertragsende – welches in der Regel auf ein Jahr läuft. Damit müsste bis spätestens am 30.9. eines Jahres gekündigt werden, wenn die Versicherung gewechselt oder generell gekündigt werden soll. Es existieren jedoch auch individuelle Abweichungen von diesen üblichen Fristen – ein Blick in den Vertrag bzw. die Versicherungsbedingungen hilft hier definitiv weiter. Grundsätzlich sollte vor Ablauf eines Vertrages und einer (meist automatischen) Vertragsverlängerung geprüft werden, inwieweit der geltende Versicherungsumfang noch zutrifft und wie entsprechende Konkurrenzangebote konditioniert sind.
Optimale Absicherung ist nur durch eine fachliche und individuelle Beratung möglich
Neben der optimalen Abstimmung von Versicherungsmöglichkeiten und notwendigen Policen müssen möglichst intensive Vergleich vor einem Abschluss durchgeführt werden. Oft werden die notwendigen Versicherungsoptionen durch einen Vergleich sehr viel günstiger erreicht als ohne. Gerade für Einsteiger (z.B. Existenzgründer) oder Laien in Bezug auf die Versicherungsterminologie empfiehlt es sich, eine möglichst unabhängige und fachlich fundierte Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Beratung ist meist kostenlos, da der Berater bei einer erfolgreichen Vermittlung seine Provision von der Versicherungsgesellschaft bezieht. Er kann aus der großen Vielfalt der Angebote den individuell passenden Bedarfsumfang ermitteln und aufzeigen, welche Kosten im Detail auf den Versicherungsnehmer zukommen.