Zinskommentar: Entwicklung der Bauzinsen im 2. Quartal 2021 – Trend des ersten Quartals hält an – Zinsen weiter leicht gestiegen

Die Zinsen für Immobilienfinanzierungen haben sich in den letzten Wochen leicht erhöht. Ausschlaggebend für die Zinsentwicklung sind, als wesentliches Instrument der Refinanzierung, die gestiegenen Renditen der Anleihen. Zwar sind sie weiterhin negativ, doch ist beispielsweise die 10-jährige deutsche Staatsanleihe alleine in 2021 um etwa 0,50 Prozent gestiegen.

Aktuell bewegen sich die Zinsen unter besten Voraussetzungen bei (Stand 10.06.2021):

  • 0,70 Prozent (10 Jahre Sollzinsbindung)
  • 1,02 Prozent (15 Jahre Sollzinsbindung)
  • 1,23 Prozent (20 Jahre Sollzinsbindung)

Der beste Zins für ein Darlehen mit 10-jähriger Zinsfestschreibung ist somit im Vergleich zum Ende des ersten Quartals um etwa 0,10 Prozent gestiegen. Die Zinsen für 15-jährige sowie 20-jährige Sollzinsbindungen stiegen etwas geringer.

Um das Zinsniveau besser einordnen zu können, hier ein Blick fünf Jahre zurück: Im Mai 2016 musste für eine Immobilienfinanzierung mit 10 Jahren Sollzinsbindung unter besten Voraussetzungen mit rund 1,0 Prozent Zinsen gerechnet werden. Das bedeutet, das langjährige niedrige Zinsniveau hält weiter an, wenn auch mit leicht steigender Tendenz.

Experten rechnen im Jahr 2021 mit Fortbestand der Niedrigzinsphase

Die Fachleute im Bereich der Immobilienfinanzierungen stützen ihre Aussicht auf niedrige Zinsen in 2021 auf die Geldpolitik der EZB. Danach werden die Kurse der Anleihen weiterhin oben gehalten. Allgemein wird von leichten Anstiegen bei längeren Zinsbindungen ausgegangen. Daneben wird bei einer sich erholenden Wirtschaft und steigender Inflation mit einem wieder stärkeren werdenden Unterschied zwischen langen und kurzen Laufzeiten gerechnet.

Eine Anpassung des Notkaufprogramms PEPP der EZB hätte Auswirkungen

Würde die EZB das Programm anpassen und die Geschwindigkeit der Anleihekäufe verlangsamen, steigen die Bauzinsen. Doch damit wird in Fachkreisen nicht gerechnet. Schließlich hat der EZB-Rat im März beschlossen, das Tempo im zweiten Quartal zu erhöhen, um den Anstieg der Renditen von Staatsanleihen zu verhindern. Das Ziel ist weiterhin, günstige Finanzierungsbedingungen sowohl für die Wirtschaft als auch für die privaten Verbraucher während der Pandemie zu ermöglichen.

EZB und weitere Fachleute halten aktuelle Inflation für kurzfristiges Phänomen

Die Inflation hat in 2021 im Euro-Raum, insbesondere in Deutschland, kräftig zugelegt.

Die aktuellen Zahlen:

  • Im April betrug die Inflationsrate im Euro-Raum 1,60 Prozent und im Vormonat bei 1,30 Prozent.
  • In Deutschland war sogar ein Anstieg von 2,0 Prozent auf 2,10 Prozent zu verzeichnen.

Um die Zahlen richtig zu interpretieren, muss beachtet werden, dass die Inflationsrate im Euro-Raum im Vorjahr in den Minusbereich rutschte. Das bedeutet, die starke Steigerung erfolgte auf einer verringerten Ausgangsbasis. Die aktuelle Inflation ist daher nach Ansicht der EZB und weiterer Fachleute als kurzfristiges Phänomen wesentlich auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Zu den zusätzlichen Sonderfaktoren zählt die CO2-Bepreisung. Insgesamt geht daher die Mehrheit davon aus, dass die aktuelle Inflation nur geringen Einfluss auf die Zinsen der Baufinanzierung hat.

Pfandbriefe und Staatsanleihen haben wesentlichen Einfluss auf den Zinssatz für Baufinanzierungen

Immer noch sind viele Menschen der Meinung, der EZB-Leitzins habe unmittelbaren Einfluss auf die Zinsen für Baufinanzierungen. Es ist jedoch nur der Zinssatz, zu dem Banken sich bei der EZB Geld leihen können.

Wesentliche Einflussfaktoren für Zinsen in der Baufinanzierung sind:

  • Pfandbriefe: Das Refinanzierungsinstrument für Baufinanzierungen sind vorrangig Pfandbriefe. Dies sind festverzinsliche Wertpapiere, die durch die Absicherung durch Immobilien als besonders sicher gelten.
  • Staatsanleihen: Für die Entwicklung der Zinsen für Immobilienfinanzierungen ist die Rendite der Bundesanleihen ein verlässlicher Indikator. Veränderungen wirken sich unmittelbar aus.

Fazit: Der Tiefpunkt scheint erreicht

Für die Entscheidung über den Kauf einer Immobilie sind verschiedene Faktoren zu beachten. Für die Finanzierung gilt: Ist das Objekt zu einem annehmbaren Preis gefunden, sollten die finanziellen Möglichkeiten geklärt werden. Käufer können sich über günstige Konditionen freuen. Gleiches gilt für Anschlussfinanzierungen: Der Abschluss von Forwarddarlehen scheint aktuell Sinn zu machen. Dies haben bereits viele Darlehensnehmer erkannt: Der Anteil der Forwarddarlehen am gesamten Finanzierungsmarkt ist seit Jahresbeginn deutlich gestiegen.

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